Ein mitreißendes Konzert für einen guten Zweck

Die Musiker haben am Samstag ihr bereits 28. Wohltätigkeitskonzert gespielt.

Sabine Baumert, Kornwestheimer Zeitung, 18. November 2019

„In diesem oder spätestens im nächsten Jahr werden wir die 100 000-Euro-Grenze knacken“, versprach Michael Meyle in seiner launigen Moderation. Petra Nicklas, die Vorsitzende des Vereins „Gemeinsam“, der sich für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung im Kreis Ludwigsburg einsetzt, freute sich sichtlich für ihre Schützlinge. „Die Spende werden wir wieder zur Hälfte für unsere Kinder und Jugendlichen einsetzen“ berichtete sie. Damit werde Betreuung am Wochenende und in den Ferien finanziert. „Die andere Hälfte des Spendengeldes nutzen wir für Tagesausflüge für die Erwachsenen.“
Michael Meyle konnte jedoch auch eine erfolgreiche Spendenaktion in eigener Sache vermelden. Voller Stolz präsentiere er das neue Mitglied der Schlagzeugfamilie, die Röhrenglocken, die dunkel in der Farbe, aber glanzvoll im Klang sind. „Mit 150 Euro konnte man eine Patenschaft für eine Röhrenglöcke übernehmen“, so Meyle. Dabei war seinerseits oftmals Überredungskunst gefragt. Da hatte sich ein prominenter Gönner eine stattliche große Röhre ausgeguckt – die es aber in diesem Instrument nicht gab. Meyle konnte ihn davon überzeugen, dass eine wesentlich kleinere Röhre auch etwas Schönes sei.
Im seit Tagen restlos ausverkauften Theatersaal des K konnten die Besucher gleich vom ersten Moment des Konzertes miterleben, dass sie nicht nur für den guten Zweck gespendet, sondern die Mitwirkenden auch zu musikalisch und technisch hochklassigen Konzertbeiträgen angespornt hatten. Nach hymnisch-marschmäßigen Stücken von Richard Saucedo und Julius Fucik zu Anfang des Programms bewies das Orchester wieder einmal nachdrücklich, wieso es in der Kategorie der Höchststufenorchester spielen darf. Die „Liturgischen Tänze“ von David Holsinger wurden unter Gunnar Dieths umsichtiger, anspornender Leitung in allen Stimmen straff und hochkonzentriert musiziert. Anders, als der sakrale Titel es vielleicht vermuten lässt, ist dabei großes technisches Können und jede Menge häusliches Üben zusätzlich zu den Proben unabdingbar.
Ein Wiederhören mit dem schon als Kind in Kornwestheim berühmten Violinisten Julian Kart gab es ausgerechnet bei „Nothing else matters“ von der Heavy-Metal-Band Metallica, bei dem dem jungen Mann unter aufmerksamer Begleitung des Orchesters eine genauso überzeugende Gestaltung der Singstimme gelang wie bei Elton Johns „Can you feel the love tonight“.
Für Letzteres hatte Gunnar Dieth eigens seinen Instrumentalisten ein Arrangement auf den Leib geschneidert denn für diese ungewöhnliche Besetzung gab es noch keine Bearbeitung. Schwer vorstellbar, dass Julian Karst gerade in Physik promoviert und nicht Violonist in einem Profi-Sinfonieorchester ist. Echte Blasinstrumenten-Profis aus zehn Nationen hat man für das musikalische Aushängeschild der Polizei unseres Bundeslandes im Landespolizeiorchester verpflichtet. Dessen Dirigent Stefan R. Halder hat nicht nur seit vielen Jahren eine Professur an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen inne, sondern unterhielt das Publikum auch dank seiner humorvollen Moderation.
Dass der Schauspieler Anthony Hopkins auch schöne Tanzsstücke komponieren konnte, bewies das Orchester bei seinem Titel „And the Waltz goes on“. Im Landespolizeiorchester sind die Flöten, Klarinetten und Oboen zahlenmäßig stark vertreten, sie sorgten unter der sensiblen Leitung ihres Dirigenten für vielfältige Klang- und Lautstärkenschattierung. Besonders wirkungsvoll zum Tragen kam der wehmütige Klang dieser Instrumente bei den „Klezmer-Classics“.
Beim „Schwaben in New York“ geht es nicht nur um einen besonderen Sohn Trossingens. Hans Hohner wurde nach einer Affäre vor mehr als 100 Jahren in die USA verbannt und machte dort mit seinen Mundharmonikas die frühesten Blues-Kompositionen möglich. Das Werk stammt zudem von Flynn Müller, einem früheren Studenten von Stefan R. Halder. „Er ist eines Tages auf mich zugekommen und hat gefragt, ob ich nicht mal Lust hätte, sein Werk aufzuführen.“ Diesem Wunsch kam Halder gerne nach und begeisterte mit dem Holz-, aber auch mit den genauso hochklassig agierenden Blechbläsern das Publikum mit den verschiedenen Stimmungen der Geschichte.
Der von beiden Orchestern gemeinsam musizierte „Schwaben-Baden-Marsch“ und die „Jubelklänge“ sorgten noch einmal für begeisterten Beifall im Publikum, das die Musiker am liebsten gar nicht gehen lassen wollte.