Feinsinnige Stücke und großes Stühlerücken

Mit freundlicher Genehmigung der Kornwestheimer Zeitung.

Alle vier Klangkörper der Städtischen Orchester haben ein beeindruckendes Jahreskonzert im K gegeben. 

Sabine Baumert, 8. April 2019, Kornwestheimer Zeitung

Über 140 Mitwirkende konnte sich Vorstand, Moderator und Holzbläser Michael Meyle beim Jahreskonzert der Städtischen Orchester freuen. Alle Beteiligten in den verschiedenen Formationen boten ihre anspruchsvollen Titel mit mitreißender Musikalität und großem Können dar. Sämtliche Musikerinnen und Musiker des Abends hätten schwerlich gleichzeitig auf die Bühne des Theatersaals i mK gepasst. Dank minutiös geplanter Umstellung von Stühlen und Notenpulten konnten in großer Geschwindigkeit Musiker der verschiedenen Klangkörper nacheinander auf der Bühne Platz nehmen.
Feinsinnige Musikalität gab es bei der 1. Sinfonie in Es-Dur zu erleben, die Camille Saint-Saens bereits als 18-jähriger komponiert hat. Dirigent Andreas Kreisel arbeitete im charakterlich völlig unterschiedlichen ersten und zweiten Thema des ersten Satzes Solostimmen gekonnt heraus und koordinierte die Blechbläser- und Streichergruppe souverän. Besonders beachtlich im altersmäßig bunt gemischten Sinfonieorchester wie auch anschließend im Jugendstreichorchester der Musikschule war die stattliche Anzahl an Cellisten.
Bei den anschließenden Gemeinschaftsbeiträgen des Jugendblas- und Streichorcesters war es faszinierend bei gleich gut gemachten Arrangements bekannter Melodien aus dem „Phantom der Oper“ und dem „Fluch der Karibik“ die unterschiedliche musikalische Handschrift der Dirigenten Andreas Kreisel beim „Phantom“ und Gunnar Dieth beim „Fluch“ zu beobachten.
So wurde das Musical-Medley ein Kaleidoskop verschiedenster Charaktere und Gemütszustände vom unheimlich näherkommenden Phantom bis zur zarten Liebesmelodie. Beim „Fluch der Karibik“ peitschte die bestens aufgelegte Schlagzeugtruppe zusammen mit den engagiert aufspielenden Bläsern förmlich das Piratenschiff mit seiner Besatzung aus harten Kerlen durch die aufgewühlte See.
Das Jugendblasorchester zeigte in den anschließenden Beiträgen aus so unterschiedlichen Epochen wie Leonard Bernsteins Liebesgeschichte „West Side Story“ und Steven L. Schwartz‘ unheimlichem Musical „Wicked“ unter der Leitung von Gunnar Dieth stilistische Wendigkeit und technisches Können. Gleich vier jugendlichen Querflötinnen, zwei Saxofonisten und ein Schlagzeuger wollen sich demnächst der anspruchsvollen verbandsinternen D1-Prüfung stellen.
Dirigent Yuri Fedorov leitet das Akkordeonorchester seit nunmehr zehn Jahren. Auch dieses Jahr führte er es mit kundiger Hand bei kniffligen Tempowechseln und feinen dynamischen Abstufungen. Seine Instrumentalisten musizierten mit faszinierender Fingerfertigkeit Stücke aus den verschiedenen Genres wie den „Lord of the Dance“, bei dem die Zuhörer im ausverkauften Saal am liebsten gleich mitgetanzt hätten.
Bei seinen Darbietungen zeigte auch das Große Blasorchester unter der versierten Leitung von Gunnar Dieth seine große stilistische Bandbreite von „Auf der Jagd“ von Johann Strauß Sohn bis zum musikalischen Schlagzeug-Feuerwerkt beim „Mambo Inn“. Meyle nahm dies zum Anlass, fleißig die Werbetrommel für eine geplante Großanschaffung des Blasorchesters zu rühren. Bislang habe man die mächtigen Röhrenglocken für magische Spezialeffekte stets von befreundeten Vereinen ausleihen müssen. Nun sucht das Orchester musikbegeisterte Paten für die einzelnen Röhren, denen das etwa 6000 Euro teure Instrument seinen Namen verdankt.
„Da kommt dann auch ein Schildle mit dem Namen an die Röhre“, lockte Meyle mögliche Spender. Natürlich gab es am Schluss des über dreistündigen Konzertes eine Zugabe mit den 80er-Jahre-Klassikern. Doch zuvor versetzen die Musiker beider Blasorchester bei Masamicz Amos überaus gelungenem Arrangement von Freddy Mercurys „Bohemian Rhapsody“ das Publikum in Begeisterung.