Kornwestheim – Eng mit Kornwestheim verbunden war der Verein Gemeinsam für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung im Kreis Ludwigsburg schon immer. Kaufhaus-Chef Walter Schöller begründete den Verein, in dem sich Eltern mit behinderten Kindern zusammenschlossen, 1967 mit und war jahrzehntelang Vorsitzender. Die ersten Schwimmstunden für die behinderten Kinder fanden im Konwestheimer Hallenbad statt, Nikolausfeiern wurden in der Garbe oder im Bäuerle gefeiert, und in Pattonville gab’s Rodeo-Vorführungen oder Nikolaus-Landungen per Hubschrauber für Vereinsmitglieder. Mit Eva-Maria Weppler-Rommelfanger stand in der Nach-Schöller-Ära zudem längere Zeit eine Kornwestheimer Repräsentantin an der Vereinsspitze.
Susanne Mathes, vom 09.11.2016 07:00 Uhr, Kornwestheimer Zeitung
Lange währt auch das Engagement der Städtischen Orchester Kornwestheim für den Verein schon. Beträchtlich länger übrigens als die 25 Jahre, die das am Samstag anstehende Wohltätigkeitskonzert als Jubiläum überstrahlen. Schließlich, berichtet Orchester-Vorsitzender Michael Meyle, habe die Benefiz-Zusammenarbeit ja erst einmal angeleiert werden müssen. „Unsere Musiker wollten damals neben dem Jahreskonzert gerne eine weitere Konzertveranstaltung auf die Beine stellen“, berichtet er über die einstige Initialzündung.
Aus dem Bedürfnis, mehr konzertant zu musizieren, sei die Idee entstanden, dies mit einem guten Zweck zu verkoppeln. „Walter Schöller war ja in der Stadt für sein Engagement bei Gemeinsam bekannt“, erzählt Meyle. Mit Schöller hätten der damalige Städtische-Orchester-Vorsitzende Dietmar Allgaier und Oberbürgermeister Ernst Fischer dann das Wohltätigkeitskonzert aus der Taufe gehoben.
Mit der US Army Band, zu der Erika Alber die Kontakte hergestellt habe, hätten die Musiker von Beginn einen publikumsträchtigen Partner an ihrer Seite gehabt, ruft Meyle in Erinnerung. Das Wohltätigkeitskonzert wurde zur festen Größe in der Stadt, der Erlös ging jeweils an Gemeinsam.
Der Verein organisiert – auch mit Hilfe dieser Spenden – zum Beispiel familienentlastende Dienste wie Samstags-, Abend- oder Ferienbetreuung für schwerstbehinderte Kinder, damit die Eltern Zeit-Inseln für sich oder Geschwisterkinder finden. „Sie können aber keine Nachbarn für ein krampfgefährdetes Kind einspannen“, erläutert Gemeinsam-Vorsitzende Petra Nicklas, „dazu brauchen Sie Fachpersonal.“ Das werde vom Verein „gewaltig bezuschusst“, damit die Familien es sich leisten könnten. Der Verein subventioniert auch das teure therapeutische Reiten, für das die meisten Krankenkassen nichts zahlten, oder Ausflüge und Freizeiten. „Wir brauchen rund 20 000 Euro Spenden jährlich, um aufrechtzuerhalten, was wir derzeit anbieten“, sagt sie. Doch das Spendenaufkommen sei stark rückläufig – zumal für eine Gruppe von Menschen, die in der Öffentlichkeit kaum im Fokus stünden. „Für uns ist es deshalb wichtig und großartig, dass die Städtischen Orchester Kornwestheim uns schon so lange die Treue halten und uns konstant unterstützen.“ Zwischen 2000 und 4000 Euro bringe das Konzert jährlich für die Gemeinsam-Kasse.
Das änderte sich auch nicht, als die anderweitig ebenfalls stark gefragte US Army Band nach fast 20 Jahren für die Städtischen Orchester rund um den Volkstrauertag nicht mehr zur Verfügung stand „und wir neu auf Partnersuche gehen mussten“, wie sich Michael Meyle erinnert. Das Benefizkonzert bestritten sie danach unter anderem mit dem Luftwaffenmusikkorps der Bundeswehr oder mit Musikvereinen, die auf einem ähnlichen Niveau musizieren wie das Große Blasorchester. Dieses Jahr ist der Musikverein Weitenung aus dem badischen Bühl mit von der Partie, mit dem die Kornwestheimer befreundet sind und mit dem sie auch schon gemeinsam auftraten. Jeder der beiden Klangkörper bestreitet eine Konzerthälfte; zum Schluss gibt’s ein gemeinsames Finale.
Auch der Wegfall des Kulturhauses konnte dem Wohltätigkeitskonzert nichts anhaben – abgesehen vom Jahr 2006, als kurz vor dem Konzerttermin der Asbest-Unfall geschah. „Das war eine bittere Absage“, erinnert sich Michael Meyle. Auf die Schnelle konnte kein Alternativ-Konzertsaal gefunden werden. Die Jahre bis zur Wiedereröffnung des K wichen die Musiker ins Forum am Schlosspark, in den Louis-Bührer-Saal oder in die Waldorfschule in Ludwigsburg aus – das Publikum zog mit.
In zwei Jahren geht das Konzert übrigens back to the roots: Dann wird die US Army Band wieder einmal mitspielen, verrät Michael Meyle. Und für 2017 ist schon der Vertrag mit dem Polizeimusikkorps Baden-Württemberg eingetütet.